Visum beantragen für Indien

„Zum Visum dort lang!“

Das mit dem Visum beantragen ist auf dem ersten Blick schwerer als es in Wirklichkeit ist…

Wir hatten uns natürlich gut auf die Beantragung des Visums vorbereitet und alles Nötige an Unterlagen dabei. Also ging es freitags gegen 6 Uhr Richtung Indischer Botschaft nach Berlin. Wohl bemerkt, war es ein Freitag der 13. und zufällig auch noch unser Hochzeitstag. Mit diesem Omen konnte nichts schief gehen! Die Behörde sollte 9.30 Uhr öffnen und wir wollten, trotz des Berufsverkehrs, unbedingt pünktlich sein – was wir auch ganz gut hinbekommen haben.
Wir erreichten unser Ziel circa 9 Uhr und vertrieben uns die Zeit noch etwas mit fachsimpeln. Pünktlich 5 Minuten vor der Öffnung befanden wir uns am Eingang. Leider stellten wir dort fest, dass wir lieber gleich zur Botschaft gegangen wären denn vor uns standen jetzt schon mindestens 8 Personen…
Es dauerte keine 10 Minuten bis wir endlich bei dem netten Herren am Einlass angelangt waren. Wir erzählten ihm unser Anliegen, er lächelte, drückte uns einen Flyer in die Hand und erklärte uns, dass wir hier falsch seien. Super! Er meinte die Anträge für Visa würden in einer externen Stelle der Botschaft beantragt werden müssen.
Ein kurzer Blick auf Google-Maps verriet uns, dass wir noch 10 Minuten mit dem Auto von unserem eigentlich Ziel entfernt waren. Der Flyer gab uns zu verstehen, dass diese Stelle sogar schon 8.30 Uhr öffnete und wir überhaupt nicht erst hätten warten brauchen. Na ja, lassen wir das.

Am Gelände angekommen begrüßte uns eine Schranke mit der Aufschrift „Nur für Berechtigte“. Da wir ja hier etwas beantragen wollten fuhr ich, nicht ohne lautstarken Protest von Anett, in das Grundstück.
An der Schranke befand sich noch ein Kasten in dem man eine Marke zum hinaus fahren einstecken musste. „So eine Marke bekommen wir sicherlich von den Visa-Leuten“ bekräftigte ich meinen Entschluss.
Also eingeparkt und hoch ins Büro. Im Wartebereich Platz genommen sortierten wir noch einmal unsere Akten. Dort saß außer uns nur noch ein circa 50-jähriger Mann, der nicht gerade glücklich aussah. Nach 10 Minuten des Wartens wurden wir von einer netten Stimme an einen Tisch gerufen. Zu unser Verwunderung war es allerdings kein offensichtlicher Inder der uns hier begrüßte, sondern eine augenscheinliche Person of Color. In seiner netten, sehr ruhigen Art gab er uns auf Englisch zu verstehen, dass nur zwei Personen auf einmal zu ihm kommen durften. Anett und ich machten den Anfang. Er nahm unsere Anträge, die wir zu Hause schon ausgefüllt und ausgedruckt hatten und tippte alles in seinen Computer. Dann wollte er noch unsere Passfotos im indischen Format (50 x 50 mm) und zum Schluss unsere Handynummer (gar nicht so einfach die in Englisch anzusagen).
Keine 10 Sekunden später hatte wir auch schon eine SMS, welche uns über den weiteren Verlauf informierten sollte. Zum Schluss bezahlten wir noch die Gebühr (inklusive Versand nach Hause) in Höhe von 130€ in bar pro Person.
Als wir alles erledigt hatten fragte ich noch ganz freundlich nach dem Chip für die Schranke. Die indische Kollegin am Nachbartisch verdrehte die Augen und sagt „No chip here! We have no chip for the barrier…“. Angespannte, mit einer Prise Hass gewürzte Blicke von Anett, durchbohrten meinen Körper.
Wir wechselten mit Martin und Roy die Plätze und ich erklärte Anett das sich vorn im Gebäude ein Friseur befindet der sicherlich solche Chips hat. Ohne lange zu zögern machte ich mich dort hin auf den Weg und erklärte der jungen Frau mein Problem. Sie lächelte und gab mir zu verstehen, dass dies kein Problem sei. Ich solle an die Schranke gefahren kommen und sie würde diese öffnen. Scheinbar war ich nicht der Erste der ihre Dienste in diesem Fall benötigte, denn sie wirkte sehr routiniert. Ich fuhr also vom Grundstück und wartete auf die Anderen.
Es dauerte auch gar nicht lange bis die Anderen kamen. Sie erzählten mir, dass Martin 7€ mehr bezahlen musste, da er auf dem Antrag seinen Namen verkehrt herum geschrieben hatte und noch die Postleitzahl im Feld „Ansprechpartner in Deutschland“ vergessen hatte. 😂
Den Rest des Tages verbrachten wir natürlich in Berlin, trafen uns mit Tobi (ein guter Freund der in Berlin wohnt), besuchten die Werbeveranstaltung vom Touristenverband von Peking (es wirkte eher wie ein Volksfest mitten in einer Fußgängerzone), aßen Burger und gingen in einer Mall bummeln. Aus dieser wurden wir kurze Zeit später wieder rausgeschmissen, weil die Polizei wegen einem „verdächtigen Gegenstand“ erschienen war und die Mall schließen ließ.
Bereits 5 Tage nach der Beantragung erhielten wir fast alle zeitgleich unser Visum mit der Post. Einen weiteren Meilenstein hatten wir somit bewerkstelligt.

SR
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